Ohne Titel / Kyoto Forest

Elke Marhöfer & Mikhail Lylov zeigen ein starkes Interesse an den philosophischen, ethischen und politischen Implikationen eines sich wandelnden Begriffes von Ökologie. Ökologie, einst definiert als „Wissenschaft von den Wechselbeziehungen zwischen den Lebewesen und ihrer Umwelt“, ist inzwischen ein Schlüsselbegriff, wenn es darum geht, die Welt als relationales Gefüge zu erfassen. Er beinhaltet nicht nur ein allgemeines Relationalitätskonzept, sondern hat darüber hinaus eine Vielzahl begrifflicher Variationen hervorgebracht, etwa die Ökologie des Denkens, der visuellen Umgebung, der Medien, des Waldes, der Praktiken, der Zeit und des Ichs. Die von Marhöfer und Lylov ausgewählten Jahresgaben sind 2017 für ihre Ausstellung Quantum Aufmerksamkeit im Badischen Kunstverein entstanden. In diesen Arbeiten deuten die Künstler*innen die artenübergreifenden koevolutionären Extravaganzen der Natur als Einladung, aktiv an diesem Tanz teilzuhaben. Mit ihren Arbeiten versuchen sie Aufmerksamkeit auf die kreativen Kräfte und Praxen von Pflanzen, Tieren, Materie und Umwelt zu lenken. So verbindet sich eine Pfauenfeder mit Keramik und die Form und Farbe des Waldes findet sich in einer Tonskulptur wieder. Ausgangspunkt ist für Marhöfer und Lylov die Annahme einer gegenseitigen Anziehungskraft zwischen Organischem und Anorganischem, Energetischem und Formalem, Materiellem und Virtuellem, des fortlaufenden Entstehens von Formen und Affekten.